Walbaden, hast du schon einmal davon gehört? Während meiner zahlreichen Waldspaziergänge, wäre mir nie in den Sinn gekommen, den Spaziergang im Wald mit einem Bad zu vergleichen. Aber nach näheren Überlegungen, macht das Wort für mich Sinn. Letztlich tauche ich in das grüne Licht der Blätterkronen ein, lasse mir die Sonnenstrahlen, die gebündelt durch die Blätterkronen fallen, ins Gesicht scheinen und fülle meine Nase mit wundervollen Waldüften aus Moos-, Holz- und Naturgerüchen.
Warum Waldbaden mittlerweile auch in Deutschland so populär scheint, was es genau damit auf sich hat und wo das Bad im Wald seine Herkunft hat, mag ich dir heute erklären.
Inhalt: Waldbaden - Achtsam leben und wohnen - Deko: Mein Tischwald
Mein erstes Waldbad
Das erste Mal habe ich von diesem Thema im "Naturpark untere Donau" in Baden-Württemberg gelesen. Nach dem ersten Lockdown 2020 der COVID-19-Pandemie, war der Naturpark das Ziel meines ersten Wohnwagenausflugs nach der langen Natur-Abstinenz. Tja, wie es halt so ist, wenn man in Askese lebt. Nach der Enthaltsamkeit, ist das Gefühl, der Geruch und das Erlebnis an sich, sehr viel intensiver. Der Blick auf die Donau, die sich zwischen Wiesen, Wäldern und Steilhängen durch die Landschaft schlängelt, löste pures Entzücken in mir aus und rührte mich zu Tränen. Es schien mir, als wäre ich niemals glücklicher gewesen. Das Sonnenlicht, welches durch die noch jungen Blätterkronen der Baumriesen viel, tauchte die Wege in ein sanftes, grünes Licht. Es roch nach frischer Luft, die kühl von der Wasseroberfläche der Donau herströmte. Meine Schritte versanken in gut duftendes Waldmoos. Meine Augen wurden mit malerischen Landschaftsbildern belohnt und meine Nase füllte sich mit wohltuenden Düften.
Damals wusste ich nicht, dass ich bereits im Wald bade und alle Vorteile dieser Tätigkeit genoss. In dem Magazin "#naturpark", welches an der Rezeption des Campingplatzes auslag, las ich davon. Heute, nach anschließenden, zahlreichen Bädern im Wald, möchte ich dir erzählen, was es genau damit auf sich hat.
Waldbaden, was hat es damit auf sich?
Herkunft
Das Waldbaden wurde tatsächlich in Japan erfunden. "Shirin Yoku" , Baden im Wald auf japanisch, bezeichnet einen bewusst erlebten und entspannend wirkenden Spaziergang im Wald. Gemeint ist das Abtauchen in die Atmosphäre, die der Wald bietet. Die Japaner erleben den Wald bewusst mit allen Sinnen schon seit 1980. Die Waldmedizin ist dort seit dieser Zeit sehr populär und die gesundheitlichen Vorteile wissenschaftlich erwiesen.
Funktion
Es gibt keine Regeln oder gar eine feste Anleitung zum Waldbaden. Wichtig ist, dass ein Spaziergang unter Blätterkronen bewusst erlebt werden soll und eben nicht im Vorbeigehen ohne konzentrierte Wahrnehmung auf die kleinen Dinge, die der Wald zu bieten hat. Dennoch habe ich ein paar Tipps für dich, wie du den Waldspaziergang achtsam gestalten kannst.
Tipps zum Waldbaden
- Nimm die Umgebung des Waldes bewusst wahr: Besinne dich auf die Gerüche: Moos, Holz, Laub, Luft und lasse diese auf dich wirken. Damit du einen Sinn noch deutlicher erleben kannst, schalte die anderen aus. So kannst du beispielsweise einmal die Augen schließen und dich ganz auf dein Gehör konzentrieren: Was hörst du? Singen die Vögel, klopft ein Specht an einem morschen Baum, rauschen die Blätter in den Baumwipfeln, knackt das Unterholz, ...? Auch die visuelle Wahrnehmung kommt auf ihre Kosten. Lenke den Fokus auf Details: die schroffe Baumrinde an der Moosflechten wachsen, die zarten Wildblumen am Waldrand, die bizarren Farnblätter die im Wind zu winken scheinen, vielleicht entdeckst du Kleintiere oder dein Auge bleibt an einzigartigen Blätterknospen hängen. Die schönen Dinge sind zum Greifen nah. Anfassen ist erlaubt: streiche über die harte Baumrinde und erspüre mit deinen Fingern die riefen, streiche sanft über die Farnwedel oder über das weiche Moos, hebe Naturfrüchte, wie Bucheckern oder Eicheln auf und lasse sie durch deine Finger gleiten, ... Auch zum Naschen findest du etwas im Wald. Walderdbeeren kennst du ganz sicherlich. Ich pflücke mir im Frühjahr gerne Bärlauch oder Holunderblüten, um mir zuhause ein Stück Wald konservieren zu können (Meine Rezepte dazu habe ich dir am Ende des Beitrags verlinkt). Auch Pilze findest du im Wald oder du kannst frische Baumknospen kosten. Dies solltest du allerdings nur tun, wenn du dich diesbezüglich auskennst.
- Du solltest beim Waldbaden langsam durch den Wald spazieren, damit du genügend Zeit findest, dich zu fokussieren und an den schönen kleinen Erlebnissen nicht vorbeiziehst.
- Ein Waldspaziergang soll nachhaltig wirken. Lass dein Waldbad in Ruhe ausklingen. Genieße einen Tag ganz ohne hektische Termine, damit die Waldwirkung auch Früchte trägt.
- Ausrüstung: Du benötigst keine spezielle Ausrüstung. Allerdings kann ein Taschenmesser nützlich sein. Du kannst ebenfalls einen kleinen Rucksack mit frischem Wasser und einer Jausenstulle packen. Im Wald schmeckt ein Butterbrot besonders gut. Wenn du Glück hast, kannst du deine leere Wasserflasche mit frischem Quellwasser füllen und deine Brotdose nach dem Verzehr mit Waldfrüchten füllen.
Wirkung
Waldspaziergänge wirken sich positiv auf dein Wohlbefinden aus. Die Psyche und die Körpergesundheit werden positiv beeinflusst.
Es heißt dass, ...
- du dich im Wald entspannst. Weniger Lärm, die natürliche Umgebung, angenehme Geräusche und wohltuende Gerüche lenken vom stressigen Lebensalltag ab. Die ruhige Atmosphäre steigert dein Wohlbefinden.
- sich dein Blutdruck senkt, dein Immunsystem gestärkt wirkt, sich deine Muskeln entspannen, deine Atemwege befeuchtet werden.
- physischen Erkrankungen, wie Burnout oder Depressionen durch das bewusste Waldbaden vorgebeugt werden kann.
Warum ist Waldbaden so gesund?
- Das Waldklima hat einige Besonderheiten, die sich in der Wirkung, wie oben erwähnt, positiv auf die Psyche und den Körper auswirken. Umwelteinflüsse, wie Sonnenstrahlung, Hitze und Kälte werden durch das dichte Blätterdach der Bäume gemildert.
- Im Wald herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit, die unsere Atemwege befeuchtet und somit weniger Anfällig für Viren und Bakterien macht.
- Im Wald ist der Sauerstoffgehalt besonders hoch, die Bäume sorgen dafür. Wer braucht noch eine Entspannungs-CD wenn er die Geräusche, wie Vogelgezwitscher, Blätterrauschen und Bachgeplätscher live erleben kann.
- Das Sonnenlicht wird durch die Blätterkronen gefiltert, es ist besonders schonend für die Augen. Licht hat eine starke Wirkung. Das weiche, fast grünliche Licht wirkt wie eine Lichttherapie und sorgt dafür, dass wir uns im Wald wohlfühlen und uns entspannen. Wusstest du, dass sich besonders in den Ruhephasen der Organismus regeneriert? Der Puls und der Blutdruck sinkt und die Muskeln entspannen sich.
- Bäume senden gesunde Botenstoffe aus, die Terpene. Bäume kommunizieren über diese Botenstoffe, um so Schädlinge oder Pilze abzuwehren. Die Terpene (Bestandteile der ätherischen Öle) werden über die Blätter oder Nadeln ausgesondert und befinden sich in der Waldluft. Beim Spaziergang durch den Wald nehmen wir diese Botenstoffe über die Haut und die Atmung auf. Studien des japanischen Wissenschaftlers Qing Li weisen darauf hin, dass sich Terpene unser Immunsystem stärkt und im Gehirn die Produktion der Botenstoffe steigern, die den Kortison- und Blutzuckerspiegel sowie den Blutdruck regulieren können.
Waldspaziergänge und Wanderungen sind für mich zum Lebenselixier geworden. Oft bringe ich mir von meinen Ausflügen ein paar Blätterzweige für eine kleine Tischinsel mit. Auch in deinem Alltag kannst du kleine Ruhepausen einlegen, in denen du Achtsamkeit pflegst. Besinne dich bewusst auf deine Umgebung oder besser noch, auf die Tasse Tee, die du gerade mit Genuss trinkst. Kleine Tischinseln lenken dein Augenmerk auf sich, du kannst besser entspannen.
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Ich wünsche dir eine entspannte Restwoche. Wir lesen uns. Cora